Behinderung und Beeinträchtigung sind Begriffe, die oft verwendet werden, um die Erfahrungen von Menschen mit unterschiedlichen physischen oder psychischen Zuständen zu beschreiben. Trotz ihrer häufigen Verwendung gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den beiden. Behinderung ist ein umfassender Begriff, der durch die Weltgesundheitsorganisation definiert wird als jede Einschränkung der Aktivität oder Beeinträchtigung der Partizipation, die auf eine Störung der normalen Funktionsfähigkeit zurückzuführen ist.
Beeinträchtigung hingegen bezieht sich spezifisch auf Probleme in Körperfunktionen oder -strukturen, wie zum Beispiel eine Sehbeeinträchtigung oder eine muskel-skelettale Beeinträchtigung. Diese kann die Basis für eine Behinderung sein, muss es aber nicht zwangsläufig. Der Grad der Beeinträchtigung bestimmt nicht alleine das Ausmaß der Behinderung, da viele Faktoren wie Zugänglichkeit, soziale Unterstützung und Umweltbarrieren die Lebenserfahrung einer Person mit einer Beeinträchtigung beeinflussen können.
Die Unterscheidung zwischen Behinderung und Beeinträchtigung ist für das Verständnis der Barrieren und der Unterstützung, die Menschen benötigen, von Bedeutung. Eine Person mit einer Beeinträchtigung ist nicht automatisch in allen Aspekten des Lebens behindert; vielmehr sind es oft die sozialen und umweltbedingten Faktoren, die bestimmen, ob eine Beeinträchtigung zu einer Behinderung führt. Diese Unterscheidung hat auch wichtige Implikationen für Gesetze und Richtlinien, die auf Inklusion und Gleichberechtigung abzielen.
Definition von Behinderung
Die Definition von Behinderung ist vielschichtig, und sowohl rechtliche als auch medizinische Aspekte prägen ihr Verständnis.
Rechtlicher Rahmen
Nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) Neuntes Buch (IX) – Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen in Deutschland ist eine Behinderung als eine langfristige Abweichung der körperlichen Funktion, geistigen Fähigkeit oder seelischen Gesundheit von dem für das Lebensalter typischen Zustand definiert, welche in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinträchtigen kann. Diese Definition betont die sozialen Komponenten der Behinderung, einschließlich der Hindernisse, auf die Personen aufgrund ihrer Beeinträchtigungen stoßen können.
Medizinische Perspektive
In der medizinischen Welt wird Behinderung oft anhand der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) beschrieben. Sie betrachtet körperliche Einschränkungen, Beeinträchtigungen von Körperfunktionen und -strukturen, Aktivitäten und die Teilhabe an Lebensbereichen. Die ICF definiert dabei Behinderung als ein Kontinuum von Funktionseinschränkungen, die von leicht bis schwer reichen können.
Definition von Beeinträchtigung
Der Begriff Beeinträchtigung ist vielschichtig und wird je nach Kontext unterschiedlich verwendet. Diese Sektion befasst sich mit seiner allgemeinen Bedeutung und seinen Anwendungsbereichen.
Allgemeine Bedeutung
Beeinträchtigung beschreibt im Allgemeinen eine Minderung der Funktionsfähigkeit eines Individuums oder Objekts. Sie kann sich in verschiedenen Aspekten wie der körperlichen Beweglichkeit, kognitiven Fähigkeiten oder auch sensorischen Wahrnehmungen äußern. Im medizinischen Sinne steht sie oft für eine Verringerung der körperlichen oder geistigen Leistungsfähigkeit.
Kontextbezogene Anwendung
Im rechtlichen und sozialen Kontext wird der Begriff Beeinträchtigung häufig als Basis für die Anerkennung eines besonderen Schutzbedürfnisses oder Unterstützungsanspruchs verwendet. Die Anwendung kann in folgenden Bereichen präzisiert werden:
- Gesundheit: Feststellung von Krankheiten oder Behinderungen.
- Bildung: Anpassungen für Menschen mit Lernschwierigkeiten.
- Arbeitsplatz: Integration und Unterstützung von Arbeitnehmern mit Beeinträchtigungen.
Im rechtlichen Sinne kann Beeinträchtigung auch eine Minderung des Wohlbefindens durch äußere Einwirkungen bedeuten, wie zum Beispiel Lärm oder Umweltverschmutzung.
Vergleich und Abgrenzung
Im Kontext der Begriffe „Behinderung“ und „Beeinträchtigung“ ist es wesentlich, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede genau zu verstehen, um ihre Verwendung klar zu differenzieren.
Gemeinsamkeiten
Sowohl „Behinderung“ als auch „Beeinträchtigung“ beziehen sich auf Einschränkungen, die eine Person in ihrem Leben erfahren kann. Sie können Auswirkungen auf die Teilhabe an der Gesellschaft haben und erfordern oftmals spezielle Unterstützung oder Anpassungen im Alltag.
Unterschiede
Behinderung | Beeinträchtigung |
---|---|
Bezieht sich auf langfristige funktionelle Einschränkungen. | Kann vorübergehend oder dauerhaft sein. |
Ist oft im sozialen Modell verankert, das die Gesellschaft als limitierend ansieht. | Fokussiert mehr auf die individuellen medizinischen Aspekte. |
„Behinderung“ ist ein Zustand, der durch verschiedene Barrieren in der Umwelt verstärkt wird und größere Anpassungen und Unterstützungen erfordert, um Gleichberechtigung zu gewährleisten. „Beeinträchtigung“ hingegen beschreibt eine Abweichung von bestimmten normativen gesundheitlichen Standards, die individuell unterschiedliche Auswirkungen haben kann.
Auswirkungen auf Betroffene
Die individuellen Folgen von Behinderung und Beeinträchtigung variieren stark und haben direkte Konsequenzen für die soziale Integration und berufliche Teilhabe der betroffenen Personen.
Soziale Integration
Personen mit Behinderungen stehen oft vor Herausforderungen in Bezug auf ihre soziale Integration. Die Zugänglichkeit von öffentlichen Räumen kann eingeschränkt sein, was die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben erschwert. Viele Menschen mit Beeinträchtigungen erleben soziale Isolation, weil gesellschaftliche Strukturen und soziale Aktivitäten nicht immer inklusiv gestaltet sind.
- Barrieren im Alltag: z. B. fehlende Rollstuhlrampe, unzureichende Beschilderung für blinde Menschen
- Soziale Interaktion: oft reduzierte Kontakte zu Nicht-Behinderten
Berufliche Teilhabe
Die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen wird durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst. Zu diesen gehören der Zugang zu Bildung, spezifische Arbeitsplatzanpassungen und die Verfügbarkeit von unterstützenden Diensten.
- Bildungszugang
- Notwendigkeit von Barrierefreiheit in Bildungseinrichtungen
- Spezialisierte Ausbildungsprogramme
- Arbeitsplatz
- Anforderung an die Barrierefreiheit und ergonomische Gestaltung
- Integration von unterstützender Technologie, z. B. Spracherkennungssoftware
- Unterstützungsdienste
- Begleitpersonen oder Job-Coaches
- Flexible Arbeitszeitmodelle
Politische und gesellschaftliche Dimension
In der politischen und gesellschaftlichen Betrachtung rund um die Begriffe Behinderung und Beeinträchtigung spielen Inklusion und Diskriminierungsschutz entscheidende Rollen. Diese Konzepte sind zentral für das Verständnis der strukturellen und legislativen Anforderungen sowie der gesellschaftlichen Verantwortung.
Inklusionsbestrebungen
Inklusionsbestrebungen sind auf die politische Agenda gerückt, um Menschen mit Behinderungen die gleichen Teilhabemöglichkeiten am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten wie Menschen ohne Behinderungen. Initiativen und Gesetzesreformen zielen darauf ab, Barrieren abzubauen und die Selbstbestimmung zu stärken. Ein Beispiel hierfür ist die UN-Behindertenrechtskonvention, die als bindendes Instrument auf internationaler Ebene dient.
Diskriminierungsschutz
Der Diskriminierungsschutz ist ein rechtliches Instrument, das Menschen mit Behinderungen vor Benachteiligung schützt. Nationale Gesetze, wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Deutschland, verbieten Diskriminierung aufgrund von Behinderung in verschiedenen Lebensbereichen, darunter Arbeit, Bildung und Zugang zu Gütern und Dienstleistungen. Der Diskriminierungsschutz wird durch öffentliche Institutionen wie den Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen überwacht und gefördert.